Top 4: Herbstliche Waldspaziergänge in Norddeutschland und Brandenburg

Die Tage werden kürzer und die Temperaturen sinken – der Herbst ist da! Die sanfte Melancholie dieser Jahreszeit lässt sich am intensivsten im Wald erleben. Mit seiner fast mythischen Kraft und innerlichen Schönheit, ist er ein Ort der Ruhe und Besinnung. Gleichzeitig macht es aber auch einfach Spaß, mit den Füßen durchs bunte Laub zu rascheln und Pilze und Kastanien zu sammeln. Hier kommen vier der schönsten Wälder in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Brandenburg.

Texte: Sabrina Waffenschmidt, Theresa Wissmann
Fotos: Uta Gleiser, Sina Schwarz

 

Segeberger Forst

Segeberg (Schleswig-Holstein)

Die meisten Wälder in Schleswig-Holstein sind eher klein, ist ja auch ein kleines Bundesland. Eine Ausnahme von der Regel: der Segeberger Forst, 40 Quadratkilometer umfassend, zweitgrößter nach dem Sachsenwald. Das kommt einem sehr zugute, wenn man, wie es in unseren Zeiten ja durchaus vorkommen kann, vor der Menschen Treiben fliehen und mit sich allein bleiben will. Im Segeberger Forst trifft man oft keine Menschenseele, obwohl er von vielen gut ausgeschilderten Wanderwegen durchzogen wird – zum Beispiel ab Schafhaus, Wahlstedt oder Hartenholm. An seinen Rändern liegen Heide- und Moorgebiete, etwa die Barker Heide im Süden. Der Boden lässt hier die Pilze sprießen, Sammler:innen finden vor allem Maronen, Steinpilze und Pfifferlinge.


23812 Buchholz

Buchenwald Grumsin

Uckermark (Brandenburg)

Als im Juni 2011 offiziell verkündet wurde, dass der 560 Hektar große Buchenwald Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin von nun an zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt, läuteten die Kirchenglocken und die Anwohner:innen stießen mit Sekt an. Der Buchenwald, der als DDR-Sonderjagdgebiet kaum bewirtschaftet wurde, entwickelt sich ohne menschliche Eingriffe urtümlich weiter. Und sehr märchenhaft.Ein Urwald im Wachsen.

Eiszeitliche Senken und Höhenzüge vereinen auf engstem Raum Moore, kleine Gewässer und Wald und sind Lebensraum zahlreicher gefährdeter Tier- und Pflanzenarten wie für den Seeadler, Schwarzstorch oder Kranich, für den Sonnentau (die zweitgrößte Gattung fleischfressender Pflanzen) oder das Wollgras. Die Randbereiche des Waldes sind durch Wanderwege gut erschlossen, mit seinem Informationszentrum und einer Brennerei ist Altkünkendorf ein guter Ausgangspunkt. Bei einer speziellen Führung darf man sogar die sonst streng verbotene Kernzone betreten, die als Totalreservat unter besonderem Schutz steht.

Infopunkt Buchenwald Grumsin:
Altkünkendorfer Straße 24, 16278 Angermünde (OT Altkünkendorf)
T 03331 297660

angermuende-tourismus.de

Riesewohld

Dithmarschen (Schleswig-Holstein)

Der Riesewohld ist so, wie man sich als Kind einen Märchenwald vorgestellt hat: dicht und geheimnisvoll, wie aus der Zeit gefallen. Eine Sage behauptet, dass hier vier gutmütige Zwerge, die Unterirdischen, in Einklang mit der Natur lebten und Freundschaft mit den Dithmarscher:innen schlossen. Eine andere, dass dort, wo heute die Fünffingerlinde steht, vor langer, langer Zeit ein unschuldiger Mann des Mordes bezichtigt und erdrosselt wurde. Dort, wo man ihn vergrub, wuchs mit den Jahren eine fünffingrige Linde aus dem Boden, die sich noch heute wie eine zum Unschuldsschwur erhobene Hand zum Himmel streckt. Wer nicht an Märchen glaubt, genießt einfach einen Spaziergang durch das mit rund 700 Hektar größte Waldgebiet in Dithmarschen. Aus den Augenwinkeln schauen, ob sich da nicht doch irgendwo ein Zwerg versteckt, kann man ja trotzdem.


Riesewohld 2, 25767 Albersdorf
echt-dithmarschen.de

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Der Braken

Stade (Niedersachsen)

Hier war schon immer Wald. Denn während im Mittelalter fast alle Buchen- und Eichenwälder zwischen Elbe und Weser schwer verwüstet wurden, blieb der Braken – auch dank des Schutzes von Benediktinermönchen – vom Raubbau verschont. Die ältesten Bäume, die hier noch stehen, sind mehr als 230 Jahre alt. Noch älter sind einige seltene Tier- und Pflanzenarten, die schon seit Jahrhunderten hier leben und in jüngeren Wäldern nicht zu finden sind. Selbst Naturforscher*innen sind immer wieder erstaunt über die ungeheure Artenvielfalt.

Damit all das so bleibt, wird der Wald noch heute geschützt, im Süden wird ein Viertel des Waldes sogar ohne jeglichen Eingriff des Menschen vollkommen sich selbst überlassen. Besucher:innen dürfen nur auf gekennzeichneten Wegen gehen und radeln, außerdem sind Pilzesuchen, Reiten und freilaufende Hunde verboten. Aber was will man auch mehr, als sich auf sich selbst und die Schönheit der Bäume, Blumen, Vögel und Insekten zu konzentrieren, die einem auf diesem Waldspaziergang begegnen? Besonders spektakulär, wenn auch nicht ursprünglich hier gewachsen, ist die Exoten-Allee am Pionierweg, auf der Japanische Lärchen und Riesen-Lebensbäume aus Nordamerika den zentralen Brakenweg säumen.

Stader Straße, 21698 Harsefeld
urlaubsregion-altesland.de