La Paloma, oh yeah!

Ganz manchmal dürfen grüne Oasen auch aus Kunststoff sein. Vielleicht ist der synthetischste Park am Ende der echteste?

 »Ich häng auf mei'm Kiez
Unter Palmen aus Plastik
Am Meer aus Benzin
Ohne Sand, aber macht nichts Drehe Runden aufm Roller
Wird 'n bisschen kalt, wenn es Nacht ist Ich verbrenne mein Weed
Unter Palmen aus Plastik«
Bonez MC& RAF Camora, Palmen aus Plastik

Text: Roland Rödermun
Fotos: Kerstin Peters

 

PARK FICTION

Antonipark

Immer nah am Wasser. Und immer unter Palmen. Und sind die auch künstlich, per Stecksystem zusammengesetzt. La Paloma, oh yeah. Park Fiction alias Antonipark alias »Hartz-4-Mallorca« ist eine Spielerei, eine Allegorie auf die Stadt, die Wiederaneignung des öffentlichen Raums, ist eine Spielwiese und Projektionsfläche. Und eine grüne Oase nah beim Fischmarkt an der Elbe. »Heute offene Gesellschaft« ist auf einen alten Briefkasten auf der Grünfläche gesprayt. Genau wie die Südsee ist Hamburg ein Sehnsuchtsort für viele. Und St. Pauli ist es ganz besonders.

Das Viertel hat mit Park Fiction ein öffentliches Kunstprojekt, eine Nachbarschaftsplattform und einen Beachclub, der ganz ohne Sand auskommt – und der so viel mehr ist als der beste Ort für das Feierabendbier. Tatsächlich erzeugen Containerschiffe, Fähren, Kräne und Hafengedöns von hier oben noch ein bisschen mehr Fernweh, als sie das ohnehin immer tun. Und sie befördern nicht weniger als den Traum von einer anderen, besseren Welt. Und genau der gehört auch zur Seele dieses Ortes: Park Fiction startete 1994 als gelebter Widerstand von Anwohnenden und Kunstschaffenden aus St. Pauli, die sich in ihrer Nachbarschaftsinitiative »Hafenrandverein für selbstbestimmtes Leben auf St. Pauli e.V.« dem Betonriegel des Bebauungsplans gegenüber Dock 10 widersetzten …

Weiterlesen im WOCHENENDER city of green Hamburg auf S. 182-185.


U3 bis Landungsbrücken, S1, S2 oder S3 bis Reeperbahn
und Bus 112 bis Hafentreppe

53.546435, 9.957770