Fischers Fritz fischt frische ... häa?

6 Tipps, wo man köstlichen Fisch und hervorragende Meeresfrüchte genießen kann.

Texte: Sabrina Waffenschmidt, Michael Hopp
Fotos: Yvonne Schmedemann, Uta Gleiser, PR

 

GROSSE ELBSTRASSE

Viertel

Hinterm Fischmarkt beginnt die Große Elbstraße – und der echte Hamburger Fischmarkt. Denn während Tourist:innen und Kiezgänger:innen am frühen Sonntagmorgen ihren Fisch bei Aale-Dieter kaufen, geht es die Straße hinunter authentischer zu: In den kalt-nassen und mit Neonröhren beleuchteten Hallen des Altonaer Fischmarkts verkaufen alteingesessene Großhändler:innen ab Mitternacht ihre Ware an Restaurants, Supermärkte und Fischgeschäfte. Und das jede Nacht. Auch tagsüber ist das alte Fischereiviertel völlig unprätentiös: Der Duft von Fischbrötchen hängt in der Luft, am Horizont reihen sich die Kräne aneinander und am Straßenrand einfache Fischimbisse und Bistros. Und doch wachsen die Kontraste, denn das Viertel geriet in den vergangenen Jahren immer stärker ins Blickfeld von Investoren. Schmucklose Häuser stehen so neben zeitgenössischer Architektur wie dem „Dockland“, einer Aussichtsplattform des Hamburger Architekten Hadi Teherani. Der alte Charme ist aber noch da, zum Beispiel im „Fischmarkt-Bistro“. Wer das übliche Backfischbrötchen-mit-Remoulade satt hat, sollte unbedingt vorbeischauen, denn hier gibt es mit die besten Fischbrötchen Hamburgs (wer Pulpo mag, bestellt den Black Pearl Octopusburger). Gleich um die Ecke, im rustikalen „Café Schmidt“, gibt es Brot und Brötchen, Kuchen und Törtchen – alles selbst gebacken. Und wer die perfekte Mischung aus Tradition und Moderne sucht, geht ins kleine, sehr gemütliche und sehr herzliche „Restaurant Marseille“ und lässt sich mit südfranzösischer Küche verwöhnen.


Große Elbstraße, 22767 Hamburg

 
 

OBERHAFEN

Quartier

Ruckelige Kopfsteinpflasterstraßen, alte Gleisanlagen und lang gestreckte Lagerhallen aus Backstein: willkommen im Oberhafen! Lange fristete das Quartier zwischen HafenCity und Großmarkt ein recht trostloses Dasein als Lagerstätte, doch seit einigen Jahren ist hier dank niedriger Mieten ein Kreativviertel entstanden. Unbedingt besuchen muss man die windschiefe „Oberhafen-Kantine“ gleich hinter der Oberhafenbrücke. Richtig gehört: Das Restaurant, in dem es hausgemachtes bodenständiges Essen wie Labskaus, Frikadellen und Grünkohl gibt, hat so richtig Schlagseite, bleibt seit 1925 aber hartnäckig stehen. Auch gut: die „Hobenköök“ (S. 108). Vorbeischauen sollte man auch bei der Interior-Designerin Johanna Schultz, die antike Möbel, verrückte Objekte und bunt-leuchtende Vintage-Buchstaben verkauft. Etwas weiter die Straße hinunter kommt man zur „Hanseatischen Materialverwaltung“, einem gemeinnützigen Fundus, in dem man sogar noch verrücktere Requisiten, Materialien und Möbel leihen und kaufen kann. Mit Kindern und bewegungsfreudigen Erwachsenen auf jeden Fall „Die Halle“ besuchen – eine riesige Parkour-Halle zum Rennen, Klettern und Springen.


20457 Hamburg
Hafencity.com

 

ALTE FISCHEREIGENOSSENSCHAFT

Fischhandel und Bistro

Klar, 24 Stunden sind 24 Stunden, überall auf der Welt. Aber in Tönning hat man das Gefühl, dass die Zeit sich ein bisschen mehr Zeit nimmt. Es ist beschaulich hier. Und sehr malerisch, diese Altstadt mit vielen alten Giebelhäusern, die den niederländischen Einfluss zeigen. Wer in Tönning ist, sollte unbedingt bei der „KFT Krabben & Fischhandel Tönning“ vorbeischauen:

Die „Alte Fischereigenossenschaft“ hat Nordseekrabben und Fisch aus allen Weltmeeren im Angebot. Stilecht in den Räumen des 1946 gegründeten Genossenschaftsverbunds untergebracht, wird der in heimischen Gefilden geangelte Fisch in der hauseigenen Räucherei im Altonaer Ofen auf Buchenholz aufbereitet. Die „Alte Fischereigenossenschaft“ mutet nur von außen historisch an, innen ist alles modernisiert worden. Fisch und Krabben sind zwar im Internet bestellbar. Doch nur der Besuch vor Ort garantiert vollen Genuss: Man kommt schnell ins Schnacken mit Einheimischen, die den Fischhandel ebenso schätzen.

Am Eiderdeich 12, 25832 Tönning
krabbenundfisch.de
toenning.de

 

FISCHEREI KNEEDEN QUELL/TRAVE

Fischerei

Was Geben und Nehmen bedeutet, lässt sich von der „Fischerei Kneeden Quell“ gut lernen – denn mit der Natur kann nur leben, wer akzeptiert, dass sie in Kreisläufe eingebunden ist. Die Jacobsens fangen nicht nur Fische aus der Trave, sie geben ihr auch welche zurück, indem sie sich beispielsweise an der Wiederansiedlung hier fast ausgestorbener Arten wie Meerforelle, Lachs oder Ostseeschnäpel beteiligen.

Was die Jacobsens direkt aus dem Fluss oder aus mit Quellwasser gespeisten Becken holen – je nach Saison Forelle, Hecht, Aal oder Zander –, kann man als Frisch- oder als Räucherfisch kaufen, auch lebend, falls man Besatzfische für den eigenen Teich braucht. Selbst wer nichts kauft, kann sich hier bestens sattsehen, während er entlang der Trave Richtung Bad Oldesloe durch eine Hügel- und Schilflandschaft ins Brenner Moor spaziert und dabei den Fischen beim Schwimmen zusieht.

Kneeden 8, 23843 Bad Oldesloe
travefischer.de

 

FISCHEREI RATHJE

Fischladen und Imbiss

Aus der ehemaligen „Fischerei Reese“, ist seit Januar 2023 die Fischerei Rathje geworden, da Torven Rathje das Geschäft von der Familie Reese übernommen hat. Heute füttert, fängt und fischt Torven also mit seinen Mitarbeitern die Süßwasserfische und führt mit viel Leidenschaft das Geschäft – Zucht, Fang und Bistro – fort. In Bellin am Selenter See werden Aale, Hechte und Barsche gefangen und im kleinen Ladengeschäft vor Ort verkauft.

Für den kleinen Hunger zwischendurch gibt’s den Fisch auch im Brötchen auf die Hand. Unbedingt probieren: die Maränen, eine Delikatesse der großen schleswig-holsteinischen Seen.

Am See 27, 24238 Bellin'
fischerei-rathje.de

 

SALT&SILVER    

Restaurant

Die Pfahlbauten gehören zu St. Peter-Ording wie der Michel zu Hamburg. Was die beiden Orte außerdem miteinander verbindet? Das „Salt & Silver“ am Meer. Die beiden Gründer „Cozy & Jo“ betreiben bereits zwei Restaurants in Hamburg-St. Pauli. Das Motto: Reisen, Surfen, Kochen. Ein Dreiklang, der auch hervorragend nach St. Peter-Ording passt. Und so übernahmen die beiden die legendäre „Seekiste“ im Frühling 2022. Das Menü stellt Fisch und Meeresfrüchte in den Fokus und verbindet regionale, teilweise selbst angebaute Produkte mit kulinarischen Einflüssen, die „Cozy & Jo“ auf ihren Reisen um die ganze Welt gesammelt haben. Was man schnell spürt: Das Team liebt es, das Leben zu feiern – und dieses Gefühl geben sie an ihre Gäst:innen weiter.

Zum Böhler Strand 1, 25826 St. Peter-Ording
saltandsilver.de