Liebes, Schönes Wochenende

Wie ist es eigentlich um das Wochenende bestellt? Müssen wir uns Sorgen machen, dass Samstag und Sonntag beliebig werden, wenn zunehmend flexible Arbeitszeiten es erlauben, an jedem anderen Tag der Woche frei zu machen?

Text: Michael Hopp
Foto: Lara Freiburger

Liebes, schönes Wochenende!

Wie geht es Dir? Manchmal mache ich mir Sorgen um Dich.

In einer Zeit, in der für viele Menschen Arbeit etwas geworden ist, dem man fast überall nachgehen kann, beginnen Freizeit und Arbeitszeit, ineinander zu fließen. Warum nicht mal den Mittwoch und den Donnerstag als „Wochenende“ nutzen und am Wochenende in aller Ruhe den ganzen Bürokram aufarbeiten?

Wenn die Tage in ihrem kleinteiligen Mix aus Job und Privat mehr oder weniger gleich werden – wer  braucht da noch das Wochenende als traditionell verordnete Auszeit? Warum erstreckt sich die Work-Life-Balance nicht gleich über sieben Tage? Musst Du um Deine Existenzberechtigung bangen, liebes Wochenende?

Ich glaube, es braucht das synchrone Durchatmen besonders vieler Menschen, erst dann wird aus einer Gesellschaft eine Gemeinschaft.

Lebensgefühl Wochenende

Finde ich nicht. Ich bin auf Deiner Seite und versuche hier, auch die Leser:innen vom WOCHENENDER zu überzeugen, was eigentlich ein Leichtes sein müsste. Immerhin wurde die Buchreihe gegründet zur Veredelung des Wochenendes und wird dafür geliebt.

Andererseits: Die WOCHENENDER-Empfehlungen lassen sich wunderbar auch an anderen (und vor allem an mehr!) Tagen genießen, als nur am Samstag und Sonntag.

Wochenende, was sagst Du? Bist Du zum Lebensgefühl geworden, das wir an jedem Tag der Woche leben können? Oder lässt Du Dich doch nicht vom Samstag und vor allem nicht vom Sonntag trennen? Eines, liebes Wochenende, kann man Dir nicht nehmen: Dein Name ist eine starke Marke mit einer unwiderstehlichen Ausstrahlung. Du bist und bleibst das schöne Wochenende, unabänderlich seit langer Zeit.

Wochenend-Zauber

Wer von Euch kennt nicht das unvergleichliche Wohlgefühl, wenn wir Mails ab Freitagmittag  mit „Ein schönes Wochenende“ beschließen? Und das jede Woche, 52-mal im Jahr, immer wieder. Denn es wirkt, wirkt garantiert. Es ist ein Zauber um dieses Wochenende.  

Und: Wir wünschen das schöne Wochenende freitags, nicht am Dienstag oder Donnerstag. Ist es zu dogmatisch und altmodisch zu sagen, eine andere Kombination von Tagen hätte nie und nimmer das Zeug zum Wochenende, weil sie keinen besonderen Tag, keinen Sonntag beinhalten? Historisch und religiös ist der Sonntag der König der Tage, weil er „anders ist als die anderen Tage“.

Ganz banal: Sonntag ist der Tag, an dem Freunde und Familie getroffen werden können, weil alle (oder die meisten) frei haben. Ich glaube, es braucht das synchrone Durchatmen besonders vieler Menschen, erst dann wird aus einer Gesellschaft eine Gemeinschaft.

Es geht um die große
gemeinsame Pause.
— Heribert Prantl

 „Es geht um die große gemeinsame Pause, um die Grundtaktung des Lebens“, wie es Herbert Prantl, der Kolumnist der Süddeutschen Zeitung auf einer Veranstaltung zum 1700. Jubiläum des staatlichen Sonntagsschutzes sagte. Es geht um das Gemeinsame und das Gleichzeitige. Wenn wir uns das bewusst machen, liebes Wochenende, müssen wir keine Sorge um die gemeinsame Zukunft machen.

Klar kann es Ausnahmen von der Sonntagsruhe geben und wir können an die Strände von Nord- oder Ostsee fahren, wann immer wir wollen. Und gleichzeitig daran festhalten, dass das legitimierte Innehalten uns Menschen gut tut und es genießen, wann immer es geht. Danke, liebes, schönes Wochenende.